Therapiesicherheit

Die Arzneimitteltherapie ist ohne Frage ein ganz wesentlicher Bestandteil der modernen Medizin. Ohne den Einsatz von Medikamenten könnte die Mehrheit aller Beschwerden und Erkrankungen kaum erfolgreich therapiert werden. Als Patient sollten Sie die möglichen Risiken und Nebenwirkungen Ihrer Medikamente kennen und im Blick behalten. Sie sollten sich dadurch jedoch auch nicht von einer sinnvollen Behandlung abschrecken lassen. Die Wahl geeigneter Medikamente sowie ein gutes Therapiemanagement können die Risiken Ihrer Therapie minimieren und die Sicherheit erhöhen.

BSIP_Beipackzettel_Fotolia© BSIP - fotolia.comIhr Mitwirken trägt zum Erfolg der Therapie bei. Man bezeichnet dies u. a. als Therapietreue bzw. mit den Fachbegriffen Compliance oder Adhärenz. Zur Therapietreue gehören beispielsweise die gewissenhafte Einnahme der verordneten Medikamente, das Befolgen einer Diät oder die erforderlichen Veränderungen des Lebensstils.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit

Denken Sie daran, dass Sie und Ihr Arzt ein gemeinsames Ziel haben: Ihren Gesundheitszustand zu verbessern. Das lässt sich am besten durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit erreichen. Ihr Arzt ist erster Ansprechpartner bei allen Fragen, die Sie zu Ihren Beschwerden, zu deren Behandlungsmöglichkeiten und der Medikamentenverordnung haben. Lassen Sie sich alles genau erklären. Wenn Ihnen die möglichen Nebenwirkungen eines Medikaments Sorgen machen, sprechen Sie dies an. Möglicherweise kann er Ihre Ängste aus dem Weg räumen oder auf ein anderes Medikament ausweichen. Selbstverständlich haben Sie das Recht dazu, eine medizinische Maßnahme und Behandlung abzulehnen. Sie sollten jedoch offen mit Ihrem Arzt darüber reden, wenn Sie nicht gewillt sind, den vorgeschlagenen Therapieplan und die Medikation einzuhalten.

Wenn Sie einer Therapie zustimmen, so ist es nur folgerichtig, dass Sie versuchen, sich an die ärztlichen Empfehlungen und die Verordnung zu halten. Man bezeichnet dies als Therapietreue oder ComplianceCompliance,
in der Medizin häufig als Therapietreue übersetzt, bezeichnet die Mitarbeit des Patienten bei der Therapie und seine Bereitschaft, ärztliche Verordnungen und Empfehlungen zu befolgen. Für die Arzneimitteltherapie bedeutet Compliance die exakte Einnahme der verordneten Medikamente gemäß des Therapieplans. Im ursprünglichen Verständnis ist Compliance ausschließlich auf das Verhalten des Patienten bezogen. Um deutlich zu machen, dass das Einhalten von Therapieplänen und damit auch der Therapieerfolg nicht allein in der Verantwortung des Patienten liegen, setzt sich im medizinischen Sprachgebrauch immer stärker der Begriff Adhärenz durch. Adhärenz bezeichnet die Einhaltung der gemeinsam von Arzt und Patient gesetzten Therapieziele und bringt damit zum Ausdruck, dass Therapietreue eine Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient erfordert.
. U. a. bedeutet dies, dass Sie nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt Veränderungen bei der Medikamenteneinnahme vornehmen. Selbst wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Beschwerden deutlich nachlassen, wäre es z. B. falsch, die Dosierung der Medikamente eigenmächtig zu reduzieren oder sie abzusetzen. Ebenso sollten Sie bei Einnahme zusätzlicher Arzneimittel bei Ihrem Arzt nachfragen. Beobachten Sie nach der Einnahme eines Medikaments unerwünschte Nebenwirkungen, dann informieren Sie möglichst schnell Ihren Arzt. Er weiß die Nebenwirkungen einzuordnen und wird gegebenenfalls die Arzneimitteltherapie umstellen.

BSIP_Beipackzettel_Fotolia© BSIP - fotolia.comDer Arzt wird Ihre Medikation nicht nur zu Beginn, sondern auch im Therapieverlauf immer wieder kritisch beurteilen, Dosierungen anpassen oder ggf. auf nebenwirkungs- und wechselwirkungsarme Wirkstoffe umstellen.

Medikationsplan/Medikamentenschau

Je mehr verschiedene Medikamente Sie einnehmen müssen, desto schwieriger ist es für Sie, den Überblick zu behalten. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt aufschreiben, welche Medikamente Sie regelmäßig einnehmen sollen. Ein solcher Medikationsplan, auf dem Sie jederzeit nachlesen können, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Dosierung die Einnahme erfolgen soll, macht es Ihnen leichter, den Therapieplan zu befolgen. Außerdem können Sie diesen Plan anderen Ärzten und Ihrem Apotheker vorlegen, die jede weitere medikamentöse Therapiemaßnahme darauf abstimmen werden. Anschließend wird die Liste um die neue Verordnung bzw. das frei verkäufliche Medikament ergänzt. Eine aktuelle Übersicht trägt erheblich zur Sicherheit Ihrer Therapie bei.

Wenn Ihnen Ihr Arzt gleichzeitig dauerhaft mindestens drei Arzneimittel verordnet, haben Sie Anspruch auf einen Medikationsplan, auf dem alle verordneten Medikamente inkl. Wirkstoff, Handelsname, Wirkstärke, Einnahmeschema sowie Darreichungsform aufgelistet sind und der jeweilige Grund der Einnahme genannt ist.

Das können Sie zur Sicherheit Ihrer Therapie beitragen:
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  • Lassen Sie sich das Ziel der Therapie von Ihrem Arzt erklären und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.
  • Bitten Sie Ihren Arzt um einen Medikationsplan.
  • Bewahren Sie Ihren Medikationsplan so auf, dass Sie jederzeit nachlesen können, was Sie wann einnehmen müssen.
  • Lassen Sie den Medikationsplan von Ihrem Apotheker ergänzen, wenn Sie rezeptfreie bzw. frei verkäufliche Medikamente in der Apotheke kaufen.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Medikationsplan immer auf dem neuesten Stand ist. Sobald Sie einen neuen Medikationsplan erhalten, vernichten Sie den alten.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn neue Beschwerden auftreten oder Sie unsicher sind.
  • Verändern Sie Ihre Medikation nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt.
Kontrolle und Anpassung der Therapie

Sofern die Behandlung über einen längeren Zeitraum erfolgt, wird Ihr Arzt Ihre Therapie regelmäßig überprüfen und auch den Medikationsplan kontrollieren. Er wird Sie dabei auch zu Ihrem Befinden befragen, nachhören, ob die Medikamente Wirkung zeigen, ob Sie unerwünschte Nebenwirkungen bemerken und wie Sie insgesamt mit der Medikamenteneinnahme zurechtkommen. All dies ist wichtig, um den Erfolg der Therapie zu bewerten, mögliche Fehlanwendungen zu erkennen oder Ihnen die Therapie zu erleichtern. Möglicherweise wird er die Dosierung anpassen oder die Medikation verändern. Sollte Ihr Arzt im Verlauf der Therapie feststellen, dass ein bestimmtes Medikament für Sie weniger geeignet ist oder Nebenwirkungen aufgetreten sind, besteht oft die Möglichkeit, auf ein anderes Präparat umzustellen. Er wird dies mit Ihnen im Detail besprechen. Außerdem kann er bei einigen Krankheitsbildern auf natürliche Arzneistoffe ausweichen, bei denen wesentlich weniger Neben- und Wechselwirkungen bekannt sind. Es gibt eine Reihe von Studien zur Wirksamkeit und Therapiesicherheit natürlicher Arzneimittel.

Medikationsplan Demo aktuell 010516

Durch Klick auf das Bild können Sie sich das Beispiel als PDF-Datei herunterladen.

Mehr Infos zum Medikationsplan unter
www.bundesaerztekammer.de

Medikationsplan

Der Medikationsplan gibt einen Überblick über die Medikamenteneinnahme. Er ist einheitlich nach einem festen Standard gestaltet, so dass die Patienten die wichtigen Informationen stets an der gleichen Stelle finden. Inhalt, Struktur und Vorgaben zur Erstellung und Aktualisierung des Medikationsplans wurden in einer gemeinsamen Vereinbarung der Bundesärztekammer, des Deutschen Apothekerverbands und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung festgelegt.

Arzneimittelsicherheit und -überwachung

In Deutschland und in der Europäischen Union gelten strenge Richtlinien zur Zulassung von Medikamenten. Dennoch können seltene oder sehr seltene unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen oder andere Gefahren im Zusammenhang mit der Arzneimittelanwendung in klinischen Prüfungen üblicherweise nicht alle erkannt werden. Denn manche Risiken werden erst nach langjährigen Anwendungsbeobachtungen bei den unterschiedlichsten Patiententypen offenbar.

Um die höchstmögliche Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten, sieht das Arzneimittelgesetz vor, dass nach der Zulassung eines Arzneimittels die Erfahrungen bei seiner Anwendung fortlaufend und systematisch gesammelt und ausgewertet werden. Die pharmazeutischen Unternehmen sind nach dem Arzneimittelgesetz verpflichtet, bekanntgewordene Nebenwirkungen unverzüglich zu melden. Für Ärzte und Apotheker besteht aus den jeweiligen Berufsordnungen ebenfalls eine solche Meldepflicht. Mit Hilfe dieser Erhebungen kann das Nebenwirkungsrisiko eines Arzneimittels entsprechend dem aktuellen Wissensstand stets neu bewertet werden. Mitunter werden Kontrollstudien angeordnet oder die Zulassung wird für Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen eingeschränkt oder sogar ganz zurückgezogen.

Dank sorgfältiger Analyse der gemeldeten Daten lässt sich auch feststellen, ob es einen möglichen Zusammenhang zwischen unerwünschten Arzneimittelereignissen und dem Alter der behandelten Patienten gibt. Ggf. muss dies dann auf dem Beipackzettel des Medikaments aufgeführt werden. Außerdem kann es sein, dass die Experten das Medikament künftig auf eine der Listen mit den für ältere Patienten ungeeigneten Medikamenten setzen.

Zulassung von Medikamenten

Bevor ein neues Medikament die Zulassung erhält, muss es verschiedene Prüfungsphasen durchlaufen und genau festgelegte Kriterien erfüllen.

Zunächst wird der Wirkstoff im Labor im Reagenzglas, an Zellkulturen und an Tieren getestet. Hat sich die Substanz bei den Laboruntersuchungen bewährt, folgen klinische Studien. Dabei wird überprüft, wie der Wirkstoff vom menschlichen Organismus aufgenommen, verteilt, umgewandelt und wieder ausgeschieden wird und ob er prinzipiell gut verträglich ist. In der ersten Phase der klinischen Studien sind die freiwilligen Testpersonen in der Regel gesunde junge Männer. Erst in Phase II und III wird der Arzneistoff bei Patienten angewandt. Dabei wird versucht, möglichst unterschiedliche Patiententypen einzubinden, um ein möglichst aussagefähiges Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil zu erhalten. Kommt es während der klinischen Studien zu irgendeinem Zeitpunkt zu unvertretbaren Nebenwirkungen oder zeichnen sich sonstige Probleme und Bedenken ab, wird das Projekt abgebrochen.

Sind alle Tests erfolgreich bestanden, erfolgt die Zulassung durch die Arzneimittelbehörde und das Medikament kann auf den Markt kommen. Nun steigt die Zahl der Anwender und damit auch das Risiko, dass seltene, bislang unbekannte unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Daher werden nach der Zulassung eines Arzneimittels die Anwendungsbeobachtungen fortlaufend und systematisch gesammelt und ausgewertet. Sämtliche Nebenwirkungen sollten dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bzw. der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) gemeldet werden.

Umfangreiche Informationen zu Meldungen von Nebenwirkungen finden Sie auf der Internetsteite des BfArM unter folgendem Link: www.bfarm.de

Bürger und Patienten haben die Möglichkeit Verdachtsfälle von Nebenwirkungen dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zu melden. Hinweise dazu finden Sie unter: www.pei.de

Broschüre zum Thema

Unsere Broschüre erklärt, was eine sichere Arzneimittelversorgung bedeutet und warum bei älteren Patienten die Risiken von Neben- und Wechselwirkungen dabei eine große Rolle spielen.

Broschüre Medikamente im Alter

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